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Pressemitteilung -

Zahl der defizitären Kliniken steigt weiter – Krankenhaussektor plant 130 Milliarden Euro Investitionen für Transformation

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  • Roland Berger-Krankenhausstudie 2025: Drei Viertel der Kliniken machten 2024 Verluste; 2019 waren es noch 32 Prozent
  • Öffentliche Häuser mit 89 Prozent Defizitquote am stärksten betroffen, nur neun Prozent machten Gewinn
  • Bis 2030 plant die Branche rund 130 Milliarden Euro zu investieren; Finanzierungslücke und strategische Umsetzung als Herausforderungen

München, August 2025: Die wirtschaftliche Lage der deutschen Krankenhäuser wird zunehmend prekär: Drei von vier Kliniken (75%) haben das Geschäftsjahr 2024 mit einem Defizit abgeschlossen; vor fünf Jahren waren es noch 32 Prozent. Gut jedes siebte Krankenhaus (15%) verzeichnet sogar ein Defizit von mehr als zehn Prozent des Umsatzes. Besonders gravierend ist die Situation bei öffentlichen Häusern: 89 Prozent schreiben rote Zahlen, nur neun Prozent erzielen Überschüsse. Dagegen sind von den privaten Krankenhäusern nur 17 Prozent defizitär, 83 Prozent machen Gewinn. Zwischen diesen beiden Extremen liegen Kliniken in freigemeinnütziger Trägerschaft: 68 Prozent machten ein Minus, 21 Prozent erzielten Gewinne. Das ergibt die Krankenhausstudie 2025, für die die Experten von Roland Berger rund 850 Führungskräfte im deutschen Krankenhausmarkt befragt haben. Die Befragten sind sich einig, dass es hohen Transformationsbedarf gibt und wollen dafür in den kommenden fünf Jahren insgesamt rund 130 Milliarden Euro investieren, vor allem in Baumaßnahmen, die Steigerung der operativen Effizienz und strukturelle Anpassungen.

„Nachdem bereits die vergangenen Jahre herausfordernd waren, hat sich die wirtschaftliche Lage der deutschen Krankenhäuser 2024 in einem bislang unbekannten Ausmaß zugespitzt“, sagt Peter Magunia, Partner bei Roland Berger. „Gleichzeitig sehen wir eine zunehmende Polarisierung des Markts: Der Anteil der Kliniken mit einem ausgeglichenen Ergebnis schrumpft, stattdessen arbeiten Häuser entweder profitabel oder geraten immer stärker in eine finanzielle Schieflage, letzteres vor allem in der Gruppe der öffentlichen Krankenhäuser.“

Mit Blick auf die Zukunft zeigen sich die Befragten ambivalent: Kurzfristig erwarten viele Einrichtungen eine weitere Verschlechterung der Lage, sowohl beim Jahresergebnis als auch bei der Liquidität. Langfristig ist die Stimmung optimistischer: Bis 2030 erwarten immerhin 51 Prozent der Krankenhäuser eine Verbesserung ihres Jahresergebnisses, und 38 Prozent prognostizieren eine bessere Liquiditätslage.

„Grund für den verhaltenen Optimismus dürften die geplanten Maßnahmen der Krankenhausreform sein“, sagt Magunia. „Dennoch bleibt abzuwarten, wie sich die Situation tatsächlich entwickelt: Schließlich gehen immer noch rund ein Viertel der Kliniken bis 2030 von einer Verschlechterung ihrer wirtschaftlichen Lage aus. Und selbst für die Häuser, die langfristig eine Verbesserung von Jahresergebnis und Liquidität erwarten, bedeutet dies nicht zwangsläufig eine Rückkehr in die Gewinnzone – es handelt sich vielmehr um eine relative Verbesserung gegenüber dem aktuellen, vielfach prekären Zustand.“

Investitionen für strukturelle Anpassungen und mehr Effizienz
Den Kliniken ist diese Lage durchaus bewusst, deshalb soll für eine nachhaltige Trendumkehr jetzt investiert werden. Insgesamt plant der Sektor in den kommenden fünf Jahren Investitionen in Höhe von rund 130 Milliarden Euro. Dabei variieren die einzelnen Summen je nach Größe und Versorgungsauftrag der Einrichtungen. Besonders viel wollen öffentliche Maximalversorger mit mehr als tausend Betten investieren: Rund 40 Prozent von ihnen planen mit mehr als 500 Millionen Euro und weitere rund 45 Prozent mit 100 bis 500 Millionen Euro.

Fast alle Befragten (96%) planen in Baumaßnahmen wie Neubauten oder Sanierungen zu investieren, um strukturelle Anpassungen vorzunehmen und die operative Effizienz zu steigern. „Mit den Investitionen sollen unter anderem zentrale strategische Ziele wie verstärkte Ambulantisierung und Spezialisierung erreicht werden“, so Magunia. „Vor diesem Hintergrund sind die ambitionierten Investitionspläne der deutschen Krankenhäuser für die notwendige Transformation unverzichtbar. Allerdings ist noch offen, wie sie finanziert werden sollen. Zwischen den Plänen und den verfügbaren Mitteln klafft derzeit noch eine erhebliche Finanzierungslücke.“

Als größte Hürden für die Investitionsplanung nennen die Befragten neben der eigentlichen Finanzierung wirtschaftliche Risiken sowie politische und gesetzliche Vorgaben. Im Rahmen der Umsetzung kommen dann Herausforderungen wie Kostenüberschreitungen, die Steuerung der Projekte sowie das Finden geeigneter Dienstleister dazu. „Für die erfolgreiche Umsetzung solcher Investitionen braucht es mehr als nur Geld“, bestätigt Magunia: „Entscheidend sind die Planung entlang einer stringenten Strategie, klare Priorisierungen und ein effektives Management.“ Die Roland Berger-Experten empfehlen daher unter anderem, Transformationsvorhaben von vorneherein konsequent strategisch anzulegen, dafür sämtliche Strukturen und Prozesse zu überdenken und gezielt weiterzuentwickeln. Zumal eine gute und überzeugende Planung auch den Zugang zu Fördermitteln und Fremdkapital erleichtert.

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Roland Berger ist eine weltweit führende Strategieberatung mit einem breiten Leistungsangebot für alle relevanten Branchen und Unternehmensfunktionen. Roland Berger wurde 1967 gegründet und hat seinen Hauptsitz in München. Die Strategieberatung ist vor allem für ihre Expertise in den Bereichen Transformation, industrieübergreifende Innovation und Performance-Steigerung bekannt und hat sich zum Ziel gesetzt, Nachhaltigkeit in all ihren Projekten zu verankern. Roland Berger erzielte 2024 einen Umsatz von rund 1 Milliarde Euro.

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