Pressemitteilung -
Restrukturierungsbedarf steigt stark an – Corona-Pandemie trifft die deutsche Wirtschaft
- 86 Prozent der Restrukturierungsexperten rechnen mit deutlich mehr Fällen
- Größter Bedarf in der Tourismusbranche und Automobilwirtschaft erwartet
- Neuer Rechtsrahmen über präventive Restrukturierungsmaßnahmen kann Unternehmen neuen Spielraum verschaffen
München, November 2020: Die deutsche Wirtschaft hat mit der Covid-19-Pandemie die größte Krise seit Jahrzehnten zu verkraften. Der Abschwung lässt den Restrukturierungsbedarf in den Unternehmen dementsprechend ansteigen. In der neuen „Restrukturierungsstudie 2020“ von Roland Berger gehen 86 Prozent der 500 befragten Experten aus Deutschland, Österreich und der Schweiz von einer solchen Entwicklung aus. Dabei erwarten sie mehrheitlich (54%) eine u-förmige konjunkturelle Erholung.
„Einigen Unternehmen wurde durch das Virus über Nacht die Geschäftsgrundlage entzogen, andere waren schon vor der Corona-Krise einem hohen Transformationsdruck ausgesetzt, der sich jetzt nochmal deutlich verschärft hat“, sagt Sascha Haghani, Leiter des globalen Kompetenzzentrums Restructuring, Performance, Transformation & Transaction und Geschäftsführer DACH bei Roland Berger. "Gerade Unternehmen, die bereits vorher in schwierigem Fahrwasser waren, stehen trotz staatlicher Hilfen vor großen Herausforderungen. Für sie ist es unabdingbar, sich kritisch mit ihrer Strategie und ihrem Geschäftsmodell auseinanderzusetzen."
Tourismusbranche und Automobilindustrie haben höchsten Restrukturierungsbedarf
Reisebeschränkungen stellen die Tourismusbranche von den Fluggesellschaften bis zu den Veranstaltern vor noch nie dagewesene Herausforderungen. So prognostizieren rund 30 Prozent der befragten Experten für dieses Segment den größten Restrukturierungsbedarf.
Auch der wirtschaftliche Druck auf die Automobilindustrie bleibt weiterhin hoch. Die deutsche Schlüsselindustrie muss einen Technologiewandel schultern, der weiter an Fahrt aufgenommen hat. Bei gleichzeitig einbrechenden Einnahmen, fehlt oft das Kapital für die notwendige Transformation. So sieht fast jeder dritte Experte (28%) großen Restrukturierungsbedarf in der Automobilbranche. Zuletzt hat sich die Industrie allerdings vor allem mit einem starken Geschäft in Asien vom Frühjahrseinbruch erholt.
"Die Corona-Pandemie hat das produzierende Gewerbe hart getroffen. Noch schwieriger ist die Lage in der Reisebranche", sagt Gerd Sievers, Senior Partner im Restrukturierungsbereich bei Roland Berger. "Zudem sehen sich viele Unternehmen aus der Konsumgüterindustrie sowie Händler mit Umsatzeinbußen konfrontiert. In all den genannten Bereichen wirkt die Krise auch als Beschleuniger von strukturellen Transformationen, die nun dringend weiter forciert werden müssen."
Präventive Restrukturierungsmaßnahmen als neue Instrumente
Die staatlichen Hilfen tragen nach Ansicht der befragten Experten dazu bei, die Folgen der Pandemie abzufedern. Besonders positiv werden die Erweiterung der Kurzarbeits-Regelung (90%) und die KFW-Darlehen (70%) gesehen. "Das Bereitstellen von Liquidität über öffentliche Unterstützungsmaßnahmen in der ersten Krisenphase war gut und richtig. Aber langfristig sind vielerorts andere finanzielle Stabilisierungsmaßnahmen von Nöten", sagt Sievers.
Die Verschuldung zahlreicher Firmen hat in den letzten Monaten zudem einen kritischen Grad angenommen. "Unseren Analysen zufolge besteht bei rund 10 Prozent der Unternehmen in Deutschland ein dringender Restrukturierungsbedarf", sagt Haghani. Für derartige Fälle stellt der Gesetzgeber voraussichtlich ab dem Jahreswechsel mit dem Unternehmensstabilisierungs- und restrukturierungsgesetz (StaRUG) neue Instrumente bereit. "Dieses Regelwerk kann ein sehr schlagkräftiges Werkzeug zur Beseitigung potenzieller Krisen darstellen", sagt Haghani. Die Verfahren sind aber durchaus komplex, auch daher erwarten 68 Prozent der Experten insgesamt kompliziertere Verfahren. "Erfolge werden stark davon abhängen, ob frühzeitig ganzheitliche Konzepte entwickelt und umgesetzt werden. Hier sind die Restrukturierungsberater gefordert, Prozesse aus einer Hand professionell zu unterstützen und zu moderieren", so Haghani.
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