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Zeit zu handeln: Elektrifizierung der Fahrzeuge wird europäischen Ersatzteilmarkt neu gestalten

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Zeit zu handeln: Elektrifizierung der Fahrzeuge wird europäischen Ersatzteilmarkt neu gestalten

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  • E-Auto-Anteil bei allen in Europa verkauften neuen Fahrzeugen unter 3,5 Tonnen könnte bis zum Jahr 2030 53 bis 82% erreichen
  • Aggressives Verkaufsszenario: Im Jahr 2038 könnten erstmals mehr als 50% batterieelektrische Fahrzeuge auf den Straßen unterwegs sein
  • Elektroautos benötigen rund 30% weniger Ersatzteile, bieten aber bedeutende neue Chancen

München/Brüssel, September 2022: Die fortschreitende Elektrifizierung im Automobilbereich sorgt für massive Veränderungen des europäischen Aftermarket. Die Gründe: batteriebetriebene Fahrzeuge (BEVs) benötigen rund 30% weniger Ersatzteile und werden laut BEV-Verkaufsszenarien 2030 einen Marktanteil von 53 bis 82% erreichen. Zu diesen Ergebnissen kommt eine gemeinsame Studie von Roland Berger und CLEPA, der Europäische Verband der Automobilzulieferer. Darin entwickeln die Autoren drei Zukunftsszenarien und geben Empfehlungen, wie die Branche den Wandel gestalten kann.

„Für die Unternehmen im Kfz-Ersatzteilmarkt ist die Planung für den Übergang zur Elektrifizierung sehr komplex, weil auch nach 2035 viele Autos auf unseren Straßen noch einen Verbrennungsmotor haben werden“, sagt Felix Mogge, Partner bei Roland Berger. „Trotz des derzeit niedrigen E-Auto-Anteils von nur 0,8% am Fahrzeugbestand müssen sich die Akteure schon jetzt neu positionieren, um ihren zukünftigen Erfolg zu sichern.“

Die Automobilindustrie erlebt seit einigen Jahren einen rasanten Wandel. Eine Kombination aus Technologietrends, verändertem Kundenverhalten, diversen Engpässen in der Lieferkette und die vorgeschlagene Verordnung der Europäischen Union (EU), die erst kürzlich vom EU-Rat beschlossen wurde, haben die Unternehmen unter Druck gesetzt. Im Zuge der Elektrifizierung wird mit massiven Kräfteverschiebungen am Ersatzteilmarkt gerechnet.

Der Übergang zum Elektroauto ist im Gange: Ausblick auf 2030 und 2035
In drei Szenarien haben die Autoren die Auswirkungen verschiedener Elektrifizierungsgeschwindigkeiten auf den Kfz-Ersatzteilmarkt durchgerechnet. Das ambitionierteste Szenario („Radikale Elektrifizierung“) prognostiziert einen raschen Durchbruch der E-Mobilität. Dadurch würde der Anteil batteriebetriebener Fahrzeuge an den Gesamtverkäufen neuer Fahrzeuge unter 3,5 Tonnen auf 82% im Jahr 2030 steigen und ab 2035 100% erreichen.

Das mittlere Szenario („Ehrgeizige Transformation“) orientiert sich an den derzeit gültigen politischen und unternehmerischen Zielen. Darin stabilisieren sich die Preise für Batterierohstoffe und es wird eine angemessene Ladeinfrastruktur aufgebaut. Der Anteil der E-Autos an den Gesamtverkäufen wächst dadurch bis 2030 auf 68% und erreicht von 2035 an 100%.

In dem am wenigsten progressiven Szenario („Erfüllung der Gesetzesanforderungen“) wird der Fortschritt in Richtung vollständiger Elektrifizierung durch verschiedene Widerstände abgemildert, dies beinhaltet unter anderem steigende Kosten für Batterierohstoffe. In der Folge steigt der E-Auto-Anteil am Gesamtabsatz auf 53% im Jahr 2030 und auf 96% im Jahr 2035. 2040 wird er bei 99% liegen.

Nachfrageeinbrüche bei traditionellen Antrieben und Motoren
Die zunehmende Marktdurchdringung von batteriebetriebenen Fahrzeugen wird sowohl die Bedeutung der verschiedenen Produktgruppen im Ersatzteilmarkt als auch die wirtschaftliche Rolle der Akteure verändern. Die Autoren analysierten 250 Komponenten entlang von 53 Fahrzeugsystemen. Sie gehen davon aus, dass batterieelektrische Fahrzeuge im Vergleich zu herkömmlichen Verbrennern ein um etwa 30% geringeres Umsatzpotenzial bei traditionellen Ersatzteilen haben. Die Gründe: batterieelektrische Fahrzeuge bestehen aus weniger Komponenten und verursachen einen geringeren Verschleiß – unter anderem an Motor, Antriebsstrang und Bremskomponenten.

Für jede dieser Komponenten schätzt die Studie die Auswirkung auf die „Brutto“-Nachfrage auf dem Ersatzteilmarkt – sowohl in negativer als auch in positiver Hinsicht (ohne zusätzliche Nachfrage nach neuen Komponenten und Services, wie z.B. Werkstattarbeiten oder Software-Updates). Um die Auswirkung der Elektrifizierung klar zu zeigen, schließt die Studie insbesondere andere Makrofaktoren aus, wie beispielsweise die insgesamt erwartete Vergrößerung der Fahrzeugflotte, Inflation oder technologische Trends wie Advanced Driver Assistance Systems. Im ehrgeizigsten Szenario wird ein Nachfragerückgang von 12% bis 2035 und 17% bis 2040 prognostiziert. Bei den Produktkategorien sind der Verbrennungsmotor sowie der Antriebsstrang mit einem Nachfragerückgang von 49 bzw. 51% am stärksten betroffen. Im Szenario „Einhaltung von Vorschriften“ wird der Effekt voraussichtlich bis 2040 auf -13% reduziert.

Neue Chancen für die verschiedenen Akteure im Ersatzteilmarkt
Die Elektrifizierung eröffnet den verschiedenen Anbietern der Branche aber auch neue Möglichkeiten entlang der Wertschöpfungskette. So können Teilehersteller ihr Portfolio auf Elektrofahrzeug-spezifische Komponenten umstellen und auch ihr Geschäftsmodell erweitern, indem sie Komponenten wiederaufbereiten oder aufarbeiten. Eine weitere Chance besteht darin, Diagnose- und Lösungen für das Flashen anzubieten, um Werkstätten insbesondere beim anspruchsvollen Software- und Datenmanagement von batterieelektrischen Fahrzeugen mit neuer Elektronik und Konnektivitätsplattformen zu unterstützen. Partnerschaften mit Batteriespezialisten können sowohl dem herkömmlichen Ersatzteilzulieferer als auch dem Batteriespezialisten selbst helfen.

„Ein wichtiger Schwerpunkt der Anbieter wird künftig in der Entwicklung von Kapazitäten zur Aufarbeitung und Reparatur von Batteriesystemen, Elektromotoren, E‑Achsen und Leistungselektronik liegen“, prognostiziert Frank Schlehuber, Senior Consultant Market Affairs, CLEPA. „Bei den Aftermarket-Dienstleistungen erwarten wir eine Verlagerung von der Hardware zur Software. Außerdem wird die präventive Wartung Marktanteile gewinnen, denn die Batterie ist sicherheitsrelevant.“

Großhändler können künftig beim Management von Altkomponenten unterstützen, Recycling-Rohstoffe vertreiben oder ihre Logistiknetze neuen Kundengruppen anbieten. Für Werkstätten gibt es die Option, sich als Batteriefahrzeug-Spezialisten zu positionieren und Generalisten-Werkstätten in der Umgebung ihre Dienste anzubieten. Um ihr Servicenetzwerk zu stärken, können sie darüber hinaus Autoherstellern, die nach Werkstattpartnern suchen, ihre Dienstleistungen zur Verfügung stellen.

Die Studie wird am 13. September 2022 auf der Automechanika von 11.00 bis 11.30 MEZ in Halle 9, Ebene 0, D88 vorgestellt.

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