Pressemitteilung -
Nur wenige Krankenhäuser in Baden-Württemberg erwirtschaften positives Jahresergebnis
Stuttgart, Mai 2018: Die finanzielle Lage von Baden-Württembergs Krankenhäusern hat sich auf den ersten Blick erstmals seit 2011 leicht verbessert. So sank ihr Gesamtdefizit um knapp 15 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Bei genauerer Betrachtung der Zahlen ergibt sich jedoch ein besorgniserregendes Bild: Immer weniger Kliniken können ein positives Jahresergebnis aufweisen, so die neue Roland Berger-Untersuchung zur wirtschaftlichen Lage der Krankenhäuser in Baden-Württemberg (Download).
Im Vergleich zum Vorjahr hat sich die finanzielle Lage der Krankenhäuser in Baden-Württemberg verbessert. Aktuell weisen sie ein Defizit von 132 Millionen Euro auf – eine Verbesserung von ca. 15 Prozent. Trotzdem bleibt das Defizit fast dreimal so hoch wie im Jahr 2011. "Die Situation vieler Krankenhausverbünde hat sich weiter verschlechtert", stellt Roland Berger-Partner Peter Magunia fest. "Insgesamt hat sich die Zahl der Kliniken mit einem negativen Jahresergebnis im Vergleich zum Vorjahr nochmals erhöht. Mehr als die Hälfte der größten Krankenhausverbünde in Baden-Württemberg schließen das Berichtsjahr 2016 defizitär ab."
Öffentlich-rechtliche Kliniken stark betroffen
Besonders die Krankenhausverbünde in öffentlich-rechtlicher Trägerschaft stehen unter einem hohen wirtschaftlichen Druck. Über 90 Prozent der Kliniken erwirtschaften keinen Gewinn.
"Die angespannte Situation spiegelt sich auch im Rückgang öffentlicher Krankenhäuser wider", sagt Magunia. Während sich die Anzahl von frei-gemeinnützigen und privaten Kliniken seit 2010 kaum verändert hat, ist im selben Zeitraum die Zahl öffentlich-rechtlicher Häuser um fast 20 Prozent gesunken. "Die negativen Ergebnisse der öffentlichen Krankenhäuser belasten kommunale Haushalte im Südwesten vielerorts mit mehreren Millionen Euro pro Jahr", erläutert Magunia.
Verstecktes Risiko durch steigende Verbindlichkeiten
Dabei zeichnet sich bereits das nächste Problem für die Krankenhausverbünde ab. Denn aufgrund der günstigen Finanzierungsbedingungen und zunehmender Bau- und Investitionstätigkeit betragen ihre Verbindlichkeiten mittlerweile 3,5 Milliarden Euro. "Die angekündigte Zinswende könnte schwere Folgen für einzelne Kliniken haben ", erklärt Magunia. Vor allem die großen Krankenhausverbünde sind davon betroffen: Auf sie fallen zwei Drittel der Gesamtverbindlichkeiten.
Die angespannte Situation ist den Krankenhäusern durchaus bewusst. So erwarten nur 16 Prozent eine Verbesserung ihrer wirtschaftlichen Lage. Und die neuen Herausforderungen, die auf die Kliniken in den kommenden Jahren warten, sind gewaltig: Dazu zählen unter anderem die sinkende Zahl der Krankenhäuser in Baden-Württemberg, der starke Fachkräftemangel und die demographische Entwicklung.
"Eine Wende ist aber noch möglich", stellt Magunia in Aussicht. "Das zeigt uns die Tatsache, dass einige Kliniken positiv wirtschaften. Allerdings sollten die Krankenhäuser jetzt handeln, um sich für die Zukunft erfolgreich aufzustellen."
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