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Chipmangel bei Automobil- und Industrieunternehmen trotz Nachfragerückgang bei Halbleitern

Pressemitteilung -

Chipmangel bei Automobil- und Industrieunternehmen trotz Nachfragerückgang bei Halbleitern

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  • Bis zu 30 Prozent weniger Nachfrage in Unterhaltungselektronik führt zu Umsatzeinbußen bei Halbleiterherstellern in 2022 und 2023
  • Versorgungsengpässe bei analogen Halbleitern und Mikrocontrollern werden für mehre Jahre anhalten
  • Gleichzeitig bestehen Überkapazitäten und Überbestände bei moderneren Halbleitern

München, November 2022: Seit Beginn der Pandemie haben vor allem Computer-, TV-, und Haushaltsgerätehersteller die Nachfrage nach Mikrochips extrem nach oben getrieben. Für das zweite Halbjahr 2022 verzeichnet die Unterhaltungselektronik nun allerdings massive Nachfragerückgänge. Dies führt bei einigen Halbleiterherstellern zu Umsatzeinbußen und einem Überangebot von neueren Hochleistungs-Chips. Halbleiter der älteren Generationen hingegen, die häufig noch in der Automobil- und Industrieelektronik verbaut werden, bleiben auf absehbare Zeit weiterhin knapp. Das sind zentrale Ergebnisse der Studie „Semiconductor shortage: A different kind of trouble ahead“ von Roland Berger.

„Wir sehen weiterhin eine strukturelle Knappheit an analogen Halbleitern und Mikrocontrollern, die mehrere Jahre andauern wird. Die geringere Nachfrage nach Computern und Unterhaltungselektronik bringt zwar eine gewisse Entlastung für die Halbleiterindustrie. Allerdings werden sowohl bei Microchip-Herstellern als auch bei den Unternehmen die Kapazitäts- und Bestandsplanungen damit noch schwieriger“, sagt Thomas Kirschstein, Partner bei Roland Berger. „Wir haben die ungewöhnliche Situation, dass wir gleichzeitig Knappheiten, Überkapazitäten und Überbestände von Halbleitern verzeichnen.“

Hohe Lagerbestände vs. Halbleitermangel
Für fast die Hälfte der benötigten Chips der Unterhaltungselektronik, für knapp 40 Prozent bei Computern und 34 Prozent im Bereich Telekommunikation besteht aktuell ein Überangebot im Markt. Ein Mangel existiert hingegen bei analogen Hableitern und Microcontroller Units (MCU), die jedoch knapp zwei Drittel der verbauten Chips in der Automobilbranche und 57 Prozent in der Industrie ausmachen.

Fertigungsdienstleister für elektronische Komponenten, wie beispielsweise Smartphones oder Fernseher, haben ihre Lagerbestände von historisch durchschnittlich 16 Prozent (2012-2020) auf 23 Prozent (2020-2021) aufgestockt. Dies hat den Chipmangel an Hochleistungs-Chips zunächst verschärft. Nun, da die weltweite Nachfrage nach diesen Chips sinkt, besteht ein erhöhtes Risiko für einen Bullwhip-Effekt – so können bereits kleine Veränderungen der Endkundennachfrage zu immer größeren Schwankungen der Bestellmengen entlang der mehrstufigen Lieferkette führen. Um negative finanzielle Auswirkungen oder gar die Vernichtung von Lagerbeständen zu vermeiden, müssen diese Unternehmen ihr Bestandsmanagement überarbeiten.

Staatliche Förderprogramme bieten kurzfristig wenig Abhilfe
Die neu verabschiedeten Gesetze zur Förderung der heimischen Halbleiterproduktion in den USA (US Chip Act) und in Europa (European Chip Act) ändern wenig an der Lage. Die Vorlaufzeiten sind sehr lang und hinzu kommt, dass die Produktion älterer Chip-Generationen so gut wie nicht gefördert wird. In den USA fließen beispielsweise von den 39 Milliarden Dollar Subventionen für die Halbleiterproduktion nur zwei Milliarden bzw. fünf Prozent in die Chip-Herstellung der älteren Generationen.

Halbleitermanagement neu denken und Möglichkeiten nutzen
Käufer von Halbleitern müssen die nächsten Monate nutzen, um ein strategisches Halbleitermanagement aufzubauen und die Transparenz in der Lieferkette deutlich zu erhöhen. Insbesondere Automobilzulieferer und Fertigungsdienstleister sollten ihre Bestände sowie ihr Cash- und Kostenmanagement optimieren.

„Automobil- und Industrieunternehmen müssen sich an die Marktgepflogenheiten der Elektronik- und Halbleiterindustrie anpassen, um ihre Versorgung zu sichern. Dazu gehört unter anderem stets Halbleiter der neuesten Generation zu verwenden und eine risikoadjustierte Einkaufspolitik zu verfolgen. Unternehmen dürfen nicht warten, dass die Knappheit an Halbleitern vorbei ist, sondern müssen selbst sehr aktiv Maßnahmen einleiten“, fasst Kirschstein zusammen.

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